Pauline Luisa Krätzig
Freie Journalistin

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Crossing Magazin
Volkswagen Group Culture / Post-Urban 03/16



Interview



Die Karriere der Violinistin Mari Samuelsen begann auf der Farm ihrer Eltern in Norwegen und spielt sich heute auf internationalen Konzertbühnen ab. Samuelsens aktuelles Album handelt von der Sehnsucht nach Natur und Stille inmitten des reizüberfluteten Großstadtdaseins. Sie selbst braucht den harten Kontrast in ihrem Leben und für ihre Kunst.

Frau Samuelsen, Sie sehen so aus, als müssten Sie gleich wieder los!


Ach was. Keine Eile. Ich gebe später noch eine Meisterklasse in Oslo. Das mache ich mehrmals im Jahr. Es ist eine große Herausforderung für mich als Mentor, den Charakter jedes einzelnen Schülers zu erfassen und ihn in seinem Spiel einzufangen. Talent haben sie alle, aber im Wesen gleicht keiner dem anderen.

Der Unterricht beginnt in einer guten Stunde und Sie sitzen noch im Pyjama vor mir, aber hellwach. Entspricht das Ihrem Wesen?


Haha, absolut. Ich bin ein sehr energiegeladener und zugleich entspannter Mensch. Innerlich platze ich vor Ideen und Tatendrang, schaffe es aber meistens, sie geduldig und fokussiert umzusetzen. Ich bin jetzt Mitte 30 und weiß eigentlich recht gut, was ich will und kann. Man sollte sich nicht damit aufhalten, was man nicht gut kann. Ich weiß, dass ich weniger romantisch veranlagt bin, eher systematisch, mathematisch. Deshalb liegt mir der minimalistische moderne Stil von Max Richter und Philip Glass oder der spacige Sound von Jóhann Jóhannsson mehr. Ich habe keine Angst. Vielleicht ist das meine Schwäche.

Eher Ihr Markenzeichen: Sie haben keine Angst vor Experimenten – spielen alte Komponisten im Stil der Neoklassik und haben bereits mit Techno-DJ Jeff Mills, Elektro-Producer Dubfire und Lichtkünstler Philipp Geist gearbeitet.


Es gefällt mir, unterschiedliche Stile und Welten miteinander zu kombinieren. Zu zeigen, dass sie harmonieren. Kontraste erzeugen Spannung. Und sie entsprechen mir. Mein Debütalbum bei der Deutschen Grammophon heißt wie ich: „Mari“. Darauf wechseln sich schnelle, elektrisierende Klassiker und ruhige, kosmische Klänge ab, die Mischung der Tracks gleicht die Gegensätze wieder aus [...] 


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Pauline Luisa Krätzig
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